Selbstreflexion als Führungskraft: langfristig erfolgreich bleiben

Heute möchte ich über das Thema Selbstreflexion als Führungskraft sprechen und wie Sie es schaffen, sich in Ihrer Führungsrolle nicht allzu selbstverständlich zu sehen und immer mal wieder auf den Prüfstand zu stellen. Denn langfristig erfolgreich zu sein, sich also weiterzuentwickeln und die eigenen Verhaltensweisen und Fähigkeiten kritisch beurteilen zu können bedarf eines gewissen Feedbacks.

Lesedauer: ca. 9 Minuten

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Die Idee zu diesem Beitrag und der Podcast-Folge ist wieder eine Reaktion auf eine E-Mail. Vielen, vielen Dank dafür an Cordula!

Cordula schreibt:

„Hallo Stefan,

ich habe gerade deinen Artikel zu Junior-Führungskräften gelesen und ich bin äußerst positiv von dieser Studie überrascht. (Anmerkung: Einen Literaturhinweis zur Studie finden Sie in den Shownotes des Podcasts sowie unten in diesem Artikel.)

Ich bin tatsächlich von dieser Studie positiv überrascht, welche Faktoren dabei eine bzw. keine Rolle spielen. Vor allem das Alter und die Erfahrung hätte ich schon ausschlaggebender eingeschätzt, da ich diese selbst in der Vergangenheit als junge Kita-Leiterin erfahren habe. Grundsätzlich wird in Kitas von Außenstehenden nach der ältesten Mitarbeiterin gesucht und diese für die Leitung gehalten. Dass jemand mit Anfang Mitte 30 diesen Job machen könnte, erstaunt doch immer wieder andere Leute. Das Ergebnis der Studie stärkt mich total und belegt, was ich als junge Führungskraft längst fühle: Es kommt nicht auf die Berufsjahre oder das Alter an, sondern auf die generelle Fähigkeit, eine Führungsrolle auszufüllen.

Ich hoffe, dass ich mit steigender Berufserfahrung mehr Selbstsicherheit und Souveränität bekomme, möchte aber nicht in diese Routine kommen, in der man alles nur abspult und nicht mehr reflektiert.

Wie kann man sich denn davor schützen?“

Ein kritischer Blick auf das eigene Führungsverhalten

Cordulas Frage zeugt schon davon, dass sie wahrscheinlich nicht in diese Situation kommen wird, sich nicht zu hinterfragen und sich für allzu selbstverständlich zu nehmen.

Ich finde, das ist eine sehr, sehr wichtige Fähigkeit, auch als Führungskraft genau diese Haltung erst mal einzunehmen. Wiederum, dass immer mal wieder geschaut wird, einen Boxenstopp einzulegen und zu prüfen, funktioniert noch alles? Bin ich noch richtig aufgestellt oder haben sich eben diese gewissen Routinen eingestellt und eingeschlichen in mein Führungsverhalten, die ich eigentlich nicht möchte?

Zuerst noch mal kurz zurück zu der Studie die ich im Beitrag „Führungskräfte – Erfahrung ist alles oder nichts“ aufgegriffen habe.

Und wie gesagt, das ist zwar ein Bild, gegen das man ankämpfen muss; es ist aber erst mal Ihr eigenes Bild, welches Sie von sich haben. Die anderen können ja nur in das Horn rein blasen, an das Sie selber glauben. Wenn Sie denken, „als Führungskraft muss ich immer die Beste im Team sein, die erfahrenste schon alle Sachen tausendmal durchgemacht haben und ich muss immer eine Antwort parat haben…“, dann werden Sie schnell ein Problem bekommen, weil Sie wahrscheinlich – nicht zwingend, aber wahrscheinlich – sich eher als Fachkraft verstehen und nicht als Führungskraft.

Also wenn Sie denken: „Ich bin die beste Mitarbeiterin oder der beste Mitarbeiter im Team und er oder sie wird dann zur Führungskraft, dann werde ich vielleicht nicht so gut delegieren können, weil ich immer denke, ja super, kommt alle zu mir, ich beantworte alle Fragen und du kriegst immer eine Antwort…“

Das wird dann auch wieder die Mitarbeitenden demotivieren auf Dauer. Also das muss man für sich klar haben, sodass man guckt: Okay, wen mache ich zur Führungskraft im Team? Das ist die oder derjenige mit den geeigneten Kompetenzen für diesen Job. Das ist nicht die Fachlichkeit!

Frage Selbstreflexion: Fachkraft oder Führungskraft?

Genau das gehört auch wieder dazu. Das ist schon ein Stück Selbstreflexion.

Als was verstehe ich mich denn, als Fachkraft oder als Führungskraft? Das sollten Sie für sich beantworten. Kann ich eigentlich delegieren? Fällt mir Delegieren leicht oder nicht?

Oder denke ich, dass ich dann eine gewisse Autorität verliere, wenn ich nicht alle Antworten weiß, sondern meinen Leuten viel mehr Fragen stelle? Wie schaffe ich das auch mit zunehmender Erfahrung als Führungskraft immer mal wieder zu reflektieren? Und wie reflektiere ich als junge Führungskraft regelmäßig?

Schauen Sie sich doch mal in Ihrem Unternehmen, Ihrer Organisation um, ob es dort eine geeignete Mentorin oder einen Mentor für Sie gibt. Sprechen Sie doch mal eine erfahrene Führungskraft bei sich im Unternehmen an, die Sie mögen, die Sie vielleicht sogar bewundern, wo Sie denken, okay, sie oder er hat einen tollen Führungsstil, und tun Sie sich zusammen als Menti-Mentor-Verhältnis. Das ist für beide Seiten super! Sie lernen von der erfahrenen Führungskraft und die erfahrene Führungskraft lernt von Ihnen als Anfängerin bzw. Anfänger in Ihrer Rolle.

Sich selbst auch noch mal zu reflektieren, das ist für beide gut. Ebenso Ihnen als Mentor und als erfahrene Führungskraft nochmal Anfängerfragen zu stellen, und nachzudenken, wie mache ich das eigentlich? Also das wäre eine großartige Möglichkeit, wie Sie auf Dauer sich selber reflektieren können. Suchen Sie sich jemanden, fragen Sie, ob er oder sie bereit wäre, das zu tun, setzen Sie sich einmal im Quartal zusammen – vielleicht so 30-60 Minuten – klären Sie Ihre Fragen, stellen Sie viele Fragen und führen Sie einfach ein Gespräch. Das wäre dann ein Mentor-Menti-Verhältnis.

Ab in die Box bei der Selbstreflexion als Führungskraft

Falls es die oben angeführte Möglichkeit eines Menti-Mentor-Verhältnisses nicht gibt oder Sie spezifischere Fragen haben, dann wäre natürlich ein Coaching angesagt.

Das können Sie gerne mit mir machen.

Das muss nicht immer eine super Fragestellung sein, sondern einfach, dass man einen gewissen Zeitraum hat. Es muss auch nicht jede Woche sein, es reicht, wenn man sich vielleicht einmal im Quartal eine Stunde bucht und sagt: „So, jetzt habe ich bestimmte Themen, die haben sich in den vergangenen drei Monaten aufgestaut; wie bin ich denn aufgestellt? Wie gehe ich damit um mit diesen Situationen?“ Und wann kläre ich die für mich?

Das ist das Thema Selbstreflektion. Wo möchte ich hin? Mache ich noch alles so, wie ich es möchte? Oder haben sich bereits Routinen eingestellt im Laufe der Zeit, aus denen ich aber auch wieder raus möchte?

Die hat man manchmal so im Tagesgeschäft, wenn Sie so im Hamsterrad drin sind, dann kriegen Sie das eventuell nicht mit.

Da ist es sinnvoll, wie bei einem Boxenstopp beim Autorennen, dass Sie sich mal an die Seite stellen, auf eine sogenannte Metaebene gehen, sich von außen betrachten, Ihren Arbeitsalltag analysieren und schauen: „Wie mache ich das eigentlich alles? Bin ich damit noch zufrieden oder passt der Ölstand nicht, sollte ich den Reifendruck optimieren oder müssen die Reifen sogar gewechselt werden? Dafür ist es einfach gut, sich eine Mentorin oder einen Mentor oder eben auch Coach zu suchen. Selbstreflexion als Führungskraft ist somit auch häufig ein Auftanken.

Für Ihren persönlichen Boxenstopp als Führungskraft habe ich Ihnen eine Checkliste erstellt, die Sie regelmäßig durchgehen können. Und wenn es nur das ist, das Sie sich einmal im Quartal oder alle halbe Jahre mal vornehmen. Dort sind ein paar Aspekte enthalten, die Führungskräfte erfolgreich machen. Schauen Sie mal, wie Sie da aufgestellt sind!

Nehmen Sie sich die Zeit dazu!

Es ist selbstverständlich wichtig, dass Sie sich dafür Zeit nehmen.

Tragen Sie sich Ihre strategische Zeit, Ihre Boxenstopp-Zeit am besten in den Kalender ein. Weil von allein kommt die nicht.

Wie gesagt, Sie sind – nehme ich mal an – wie alle anderen auch und finden sich schnell im berühmten Hamsterrad wieder; der Alltag kommt und wir nehmen uns für diese Sachen oft zu wenig Zeit.

Also: Tragen Sie sich die Zeiten in den Kalender ein, einmal im Vierteljahr, nehmen Sie sich eine Stunde Zeit, machen Sie sich Gedanken, führen Sie sich die Aspekte zum Thema Führung vor Augen, laden Sie sich den Boxenstopp herunter von meiner Seite und dann überprüfen Sie sich hin und wieder mal selber und schauen, wie Sie etwas ändern können.

Ganz viel Erfolg und Spaß dabei wünsche ich!

Und bis zum nächsten Beitrag.

Ihr Stefan Brandt

Literaturhinweis zur Studie: Uwe Peter Kanning & Philipp Fricke (2013). Führungserfahrung: Wie nützlich ist sie wirklich? Eine Studie liefert überraschende Ergebnisse [Abstract]. Personalführung, 1/2013, 48-53

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