Wie Sie schwierige Mitarbeiter für sich gewinnen

Schwierige Mitarbeiter können Ihnen als frischgebackene Führungskraft schnell den Start in Ihren neuen Job verleiden. Im Extremfall zweifeln Sie dann an sich selbst und fragen sich, ob Sie wirklich für den Führungsjob geeignet sind.

Doch so weit muss es nicht kommen: Wie Sie es schaffen, die Beziehung zu ihren Mitarbeitern nachhaltig zu verbessern und was Sie sich davon abschauen können, lesen Sie hier.

Vor Kurzem hatte ich Petra im Coaching. Sie ist seit zwei Monaten die Führungskraft in ihrem Vertriebsteam. Sie hatte sich richtig auf diese Aufgabe gefreut, doch dann war sie wirklich verzweifelt. Denn eine Mitarbeiterin machte ihr große Sorgen. Sie ging ihr aus dem Weg geht und sie schnitt sie. Petras Anweisungen stellte sie immer wieder in Frage und ging sie sogar im Meeting vor aller Augen an. Das Ganze wuchs sich zu einem richtigen Machtkampf aus. Damit hatte Petra natürlich gar nicht gerechnet und sie fragt sich schon, ob sie überhaupt für den Führungsjob geeignet sei.Hören Sie sich hier die ganze Folge an oder lesen Sie unten weiter:

Wie hat Sie es geschafft, diese Mitarbeiterin für sich zu gewinnen und nachhaltig für eine gute Zusammenarbeit zu motivieren?

Das Wichtigste: Nehmen Sie schwierige Mitarbeiter nicht persönlich

Wahrscheinlich sind Sie zunächst einmal ein Opfer von Gruppendynamik.

Wir Menschen sind soziale Wesen. Stellen Sie ein neues Team zusammen, werden sich ganz schnell gruppendynamische Prozesse entfalten und eine soziale Ordnung bildet sich heraus. Das passiert automatisch und ganz unbewusst.

In Organisationen mit starker formaler Hierarchie kann es dann zu einem Problem kommen, weil zwei Hierarchieformen parallel existieren: die offizielle und die inoffizielle gruppendynamische.

Und nicht immer ist dann die Führungskraft mit der offiziellen Leitung auch die inoffizielle Leitung des Teams.

Für viele frische Führungskräfte ist das ein alltäglicher, zermürbender Kampf: Das ringen um Führungsanspruch und Entscheidungshoheit mit Mitarbeitenden im Team.

Besonders heftig kann diese Auseinandersetzung werden, wenn der oder die inoffizielle Führung sich auch auf die offizielle Stelle als Führungskraft im Team beworben hatte, es nun aber nicht geworden ist.

Dann stellt sich die Frage, wie Sie es schaffen, diesen schwierigen Mitarbeiter ins Boot zu holen und für sich zu gewinnen.

Wenn Sie feststellen, dass ein oder mehrere Mitarbeiter im Team Ihnen nicht folgen und in Konkurrenz zu Ihnen stehen, ignorieren Sie das nicht, sondern akzeptieren Sie das erst mal als gegeben.

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Zweifeln Sie vor allem nicht an sich selbst.

Machen Sie sich klar: Die Tatsache, dass Sie jemandem mit Führungsanspruch im Team haben, hat wahrscheinlich wenig mit Ihnen persönlich zu tun. Es geht dabei um die Führungsrolle, die herausgefordert wird.

Um erst mal eine förderliche Haltung diesem Mitarbeitenden gegenüber zu bekommen hilft es, wenn Sie sich die Vorteile der Situation bewusst machen: Sie haben eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter im Team mit der Fähigkeit, sich das Vertrauen und die Wertschätzung anderer zu sichern.

Und dieses Vertrauen hat in der Regel eine starke Basis und wurzelt in beruflicher Erfahrung oder Lebenserfahrung, in besonderen Fähigkeiten und/oder spezialisiertem Wissen.

Die Meinung solcher Menschen zählt im Team (und darüber sind sich Mitarbeitende mit dieser Fähigkeit auch durchaus bewusst).

Auf jeden Fall eine große soziale Stärke, die sie im besten Fall für sich nutzen können. Schaffen Sie es, diesen Menschen für sich zu gewinnen, haben Sie gleich alle Verbündeten mit auf Ihrer Seite.

Sie konnten diese Stärke aber bisher noch nicht nutzten, weil sie dagegen angekämpft haben.

Hören Sie deshalb jetzt auf zu kämpfen und sichern Sie sich das Vertrauen und die Anerkennung dieser Person.

Wie gewinnen Sie das Vertrauen schwieriger Mitarbeiter?

Auf jeden Fall anders als bisher. Und vielleicht werden Sie dabei über Ihren eigenen Schatten springen müssen.

Aber es lohnt sich.

Sind Sie bereit?

Statt auf die Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten zu fokussieren, die Ihnen dieser Mensch beschert, richten Sie Ihren Blick ab sofort auf ihre oder seine Stärken und Talente. Fangen Sie an, diese Qualitäten gut zu finden. Und bringen Sie Ihre Wertschätzung zum Ausdruck.

Konkrete Tipps

  1. Loben Sie – und zwar sowohl unter vier Augen als auch unter Zeugen.
  2. Laden Sie sie oder ihn zum Vier-Augen-Gespräch ein und sprechen Sie den Konflikt offen an, der bislang zwischen Ihnen herrschte.
  3. Machen Sie sich Gedanken über Ihren eigenen Anteil an der Situation und äußern Sie den Wunsch nach einem anderen Umgang miteinander.
  4. Sagen Sie, wie wichtig sie oder er für das Team ist und äußern Sie Anerkennung und Respekt für ihre/seine Leistungen und Fähigkeiten in der Vergangenheit.

Das wird einen großen Effekt auf der anderen Seite haben: Verwirrung.

Plötzlich sind die Fronten zwischen Gut und Böse, Freund oder Feind verschwommen. Genau das ist der richtige Moment für Veränderung.

Ein erster Schritt.

Stellen Sie sich aber darauf ein, dass es mit diesem einen Gespräch nicht getan ist.

Vertrauen baut sich nur langsam auf.

In der nächsten Zeit werden Sie sicher auf den Prüfstand gestellt.

Sie werden zeigen müssen, dass es Ihnen ernst ist und Ihre anerkennenden Worte mehr als Worthülsen waren.

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Beziehen Sie die Erfahrung und die Fähigkeiten und das Wissen dieses Mitarbeitenden in Ihre Führungsarbeit mit ein. Fragen Sie in Besprechungen aber auch unter vier Augen nach ihrer oder seiner Meinung zu anstehenden Entscheidungen.

Berücksichtigen Sie die Antworten, die Sie bekommen und lassen Sie spüren, dass Ihre Sicht der Dinge Gewicht hat und Sie beeinflusst.

Deuten Sie das, was Sie als Machtkampf erleben, für sich um als Wunsch nach Einfluss und Verantwortung. Sie haben es mit einem sehr motivierten Mitarbeitenden zu tun.

Und den wünschen wir uns doch!

Schauen Sie nach Möglichkeiten, diese Motivation zu nutzen und finden Sie Möglichkeiten, Verantwortung zu übergeben.

Finden Sie im gemeinsamen Gespräch heraus, was sie oder ihn genau motiviert und ihren oder seinen Fähigkeiten entspricht. Das könnte ein wichtiges Projekt sein, eine definierter eigner Arbeitsbereich oder eine Sonderaufgabe.

Je mehr sie diesen Menschen einbinden, desto weniger wird er kämpfen müssen.

Auf diese Weise legen Sie Schritt für Schritt den für Sie und Ihr Team aufreibenden Konflikt um Macht und Einfluss bei.

Und Sie demonstrieren Ihren Führungsanspruch und Ihre Fähigkeit im Umgang mit Konkurrenz.

Gleichzeitig stehen Ihnen die Energien, die bislang in den Konflikt flossen, nun für andere Zwecke zur Verfügung und Sie werden schlagkräftiger, leistungsstärker und erfolgreicher.

Schauen auch gerne mal in diesen Artikel zu schwierigen Mitarbeitergesprächen: Gefühle im Job – was tun, wenn`s im Mitarbeitergespräch emotional wird.

Viel Erfolg und beste Grüße

Ihr Stefan Brandt

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